Nachbetrachtung zum Muttertag

  • Beitrags-Kategorie:Allgemein / Feiertage
  • Lesedauer:3 min Lesezeit

So gaaanz gleichgültig ist den meisten von uns dieser Tag nicht...

Keine Frage: Ideologisch ist der Muttertag absolut fragwürdig!

Und dennoch berührt er uns Mütter ganz tief. Solange sie klein sind, ist das kein Problem. Wir freuen uns, wenn die Kleinsten uns morgens, hochkonzentriert, mit ausgestreckten Ärmchen und den Becher mit beiden Händen umfassend vorsichtig einen Kaffee ans Bett bringen. Wenn sie uns als Schulkinder Gutscheine schenken, auf denen in Krakelschrift „..für einmal Müll raustragen“ steht.

Wir sind glücklich, wenn sie uns als Erwachsene vom anderen Ende der Welt oder nur aus ihrem 2 km weit entfernten Wohnort anrufen, weil sie gerade an diesem Tag an uns denken.

Und wir sind tieftraurig, wenn wir beim Schlafengehen denken, wenigstens anrufen hätten sie ja mal können…obwohl, so richtig wichtig ist dieser Tag ja nicht…trotzdem…

So ganz gleichgültig ist den meisten von uns die ausdrückliche Anerkennung unserer Mutterschaft nicht.

Anders als Männer, die sich sogar unabhängig davon, ob sie wirklich Väter sind, an Himmelfahrt zu Rudeln zusammentun, betrunken grölend und Bollerwagen hinter sich herziehend den „Vatertag“ ausrufen, erleben Mütter diesen Tag für sich. Oder hat schon mal jemand marodierende Frauenhorden, Kisten von Eierlikör auf Wägen hinter sich herziehend gesehen, mit Lautsprechern, aus denen  Heintje in Endlosschleife „Maaaamaaaa!“ schreit? Oder Mütterrudel, die am Muttertag Radtouren unternehmen,  in den Pausen mit erhitzten Gesichtern vom Rad steigen und erst mal Dosen Prossecco aufreißen, um sich fröhlich zuzuprosten?

Nein. Kaum haben die Kinder das Nest verlassen,  verbringen wir den Tag wartend und hoffend. Wir überprüfen immer wieder, ob wir das Handy auch an der Mutter haben, erreichbar sind – nur falls… das Kind, die Kinder an uns denken. Obwohl wir ihnen in mütterlicher Bescheidenheit  immer gesagt haben, dass dieser Tag natürlich Quatsch ist. Er nützt nur der Blumenindustrie, kurbelt den Geschenke- und Pralinenkonsum an, den Kommerz, amerikanisch oder noch schlimmer deutsch-nationalsozialistisch- igitt!

Würden wir die offizielle Würdigung unserer Mutterschaft einfordern, dann spätestens würden Gewerkschaften eine Einmalzahlung fordern, der Präsident würde eine Rede im Fernsehen halten, es würden Kreuze in Gold, Silber und Bronze gepresst, die Anzahl der Kinder würde das Ansehen bestimmen. Dieser Tag verkäme zum Politikum, genauso wie es schon mal dagewesen ist.

Und dennoch.

Wir reißen uns die Beine aus, wenn sich die Kindlein gar zum Besuch angemeldet haben, sagen gerührt danke, danke für die Blumen von der Tanke. Freuen uns einen Ast über den Ablass unserer Erziehungssünden (So schlimm kann es also doch nicht gewesen sein!)

Genießen und erhoffen die Würdigung eines so wichtigen Teils unserer Identität im Privaten. Heimlich, still, leise, stolz oder traurig – und ungewiss.

 

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