Braunschweiger Zeitung

  • Beitrags-Kategorie:Presse
  • Lesedauer:5 min Lesezeit

Von Weihnachten in Trennungsfamilien ist auch in meinem  Interview mit der Braunschweiger Zeitung vom 23.12. 2020 die Rede.

Schaut doch mal rein:

https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article231211690/Wie-bewaeltigen-Trennungseltern-die-Weihnachtszeit.html

Hier findet ihr den ganzen Artikel

BRAUNSCHWEIG.  Braunschweiger Erziehungswissenschaftlerin: Es ist wichtig, eigene Bedürfnisse von denen der Kinder zu unterscheiden.

Cornelia Steiner

Gerade Weihnachten ist für getrennte Familien eine schwierige Zeit.

Viele Jahre hat die Braunschweiger Erziehungswissenschaftlerin Ute Steffens (62) mit Menschen in Trennungssituationen gearbeitet. Jetzt hat sie ein Buch geschrieben und einen Blog ins Leben gerufen. Ihr Thema: Wie Kinder und Eltern gesund und gestärkt aus einer Trennung hervorgehen können. Im Interview erläutert sie, worum es geht – und was das mit Weihnachten zu tun hat.

Frau Steffens, es gibt schon jede Menge Ratgeber-Literatur rund um Trennung. Was ist Ihr Ansatz?

Ich habe in meinen Beratungen die Erfahrung gemacht, dass Eltern sich durch solche Ratgeber oft in ihrer Kompetenz infrage gestellt fühlen. Außerdem fehlt meiner Meinung häufig das psychische Erleben der Kinder. Wie empfinden sie eine Trennung? Darauf gehe ich ein. Der Blog erzählt die Geschichte einer fiktiven Protagonistin (Anna), die stellvertretend für andere Betroffene die Trennung von ihrem Mann, dem Vater ihrer Kinder, verarbeitet und im Tagebuch reflektiert. Es sind Fallbeispiele aus meiner therapeutischen Beratungsarbeit, die typische Konflikte und Probleme einer Trennung aufgreifen. Mit dem Blog will ich ein Angebot machen, das Eltern kostenlos jederzeit von zu Hause aus abrufen können. Viele Eltern sind sehr daran interessiert, Geschichten von gleichfalls Betroffenen zu hören, weil sie daraus viele Anregungen zur Lösung ihrer eigenen Probleme beziehen.

 

Wie erleben denn Kinder eine Trennung?

Was geht in ihnen vor? Das kommt aufs Alter an. Kleine Kinder nehmen zum Beispiel schnell alles persönlich, was in der Familie passiert. Das heißt, sie fühlen sich schuldig und verantwortlich für die Trennung ihrer Eltern. Grundsätzlich wirkt es sich auch bei allen Kindern traumatisch aus, wenn sie das Gefühl haben, dass sie Partei ergreifen müssen. Man muss sich immer klarmachen: Beide Eltern sind die Wurzeln ihrer Kinder, sie machen gemeinsam die Identität ihres Kindes aus. Wenn ein Kind aufgerufen ist, eine Seite abzuspalten und nur negativ zu betrachten, ist ein eigener Teil seiner Identität in Frage gestellt. Was können Sie Eltern, die in einer Trennung sind, für den Umgang mit ihren Kindern raten? Mein erster Rat: Nehmen Sie Ihre Lebenskrise ernst! Es ist doch so: Einerseits erlebt jede zweite Familie irgendwann eine Trennung, die Betroffenheit ist also hoch. Andererseits ist es dadurch eine gesellschaftliche Normalität – nach dem Motto: „Andere sind damit auch fertig geworden, also stell Dich nicht so an.“ Diese Haltung birgt eine Überforderung, denn hinter einer Trennung steht ein individueller Ausnahmezustand. Mein zweiter Rat: Versuchen Sie, Ihre erwachsenen Wahrnehmungen, Konflikte und Gefühle durch Reflektieren von der Ebene der Kinder zu trennen.

Was heißt das konkret?

Machen wir es an Weihnachten fest. Kaum ein Anlass bringt mehr und verklärtere Vorstellungen von einer heilen Familie hervor als Weihnachten. Kein Wunder, dass es kaum eine Gelegenheit für größere und tiefere Enttäuschungen gibt. Aber das Problem liegt bei den Eltern: Sie haben Angst, allein vor dem Weihnachtsbaum zu sitzen. Wenn das Kind eine tragfähige Beziehung zu beiden Eltern hat, dann hat es dieses Problem nicht, denn es ist ja nicht allein an Weihnachten, sondern bei einem der beiden Elternteile. Mit zunehmendem Alter ist es für das Kind auch gar nicht so entscheidend, bei wem es ein schönes Fest erlebt. Wenn man sich das vor Augen führen kann, kommt man einen Schritt weiter. Es geht darum zu erkennen und zu respektieren: Wir sind beide wichtig als Eltern, wir sind nur unterschiedlich. Grundsätzlich haben Kinder das Bedürfnis nach Kontakt zu beiden Eltern.

Weil die Weihnachtszeit so besonders konfliktträchtig ist, enthält mein Blog einen „Adventskalender“ mit Beiträgen, die sich mit typischen Konflikten und Gefühlen dieser Zeit beschäftigen.

Zwei Ratschläge für Eltern haben Sie bereits genannt. Haben Sie noch einen dritten parat?

Auf jeden Fall: Scheuen Sie nicht davor zurück, sich gegebenenfalls professionelle Unterstützung, zum Beispiel bei Erziehungsberatungsstellen zu suchen. In dem Moment, wo ich meinen Kummer ausspreche, beginnt der Prozess des Reflektierens. Infos: www.trennungskindersite.wordpress.com

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