"Sonja und die Entscheidungsmütze"
Das Bilderbuch „Sonja und die Entscheidungsmütze“ von Mans Gahrton und Johan Unenge, übersetzt aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch und jüngst im Carlsen Verlag erschienen, behandelt auf anrührende Weise treffsicher die Situation eines Trennungskindes.
Es setzt zeitlich da an, wo die Trennung der Eltern gerade vollzogen ist. Beim Vater sind noch nicht einmal alle Umzugskartons ausgepackt.
Als es kalt ist, bekommt Sonja von ihm eine Mütze, die ihm ihre Mutter gestrickt hat als sie noch ein Paar waren.
Das erscheint der Mutter so unzeitgemäß, dass sie Sonja eine neue Mütze schenkt. Vielleicht möchte sie auch nur nicht an diese Zeit erinnert werden.
Sonja entscheidet sich, die alte Mütze zu tragen, wenn sie beim Vater ist und die neue, wenn sie bei der Mutter ist.
Die Mützen stehen für das Gefühl von Trennungskindern, sich dem Besuchsreglement und den Erwartungen des jeweiligen Elternteils anpassen zu müssen.
Wie die meisten Eltern gehen sich auch Sonjas Eltern zum Erzählzeitpunkt aus dem Weg. Der Kontakt zu Sonja ist reglementiert und lässt keinen Raum für Spontaneität, geschweige denn für die Familie, wie sie einmal war.
Erst als Sonja ausbricht und ohne Jacke und Mütze an einem eiskalten Winterabend zu ihrem Papa rennt, wird den Eltern bewusst, dass Sonja sie beide braucht. Von nun an kann Sonja frei auswählen, welche Mütze sie tragen will, gleichgütig, bei wem sie gerade ist.
Die dezent, kontrastreich und farbenfroh zugleich aquarellierten Illustrationen transportieren ausdrucksstark die von der Autorin zwischen den Zeilen angedeutete Stimmung der für Trennungskinder typischen Zerrissenheit und Unsicherheit zu Beginn einer Elterntrennung.
Wann immer sich die Gemüter in Diskussionen über Betreuungsmodelle erregen, sollten auch die Erwachsenen dieses Bilderbuch zur Hand nehmen, es hilft garantiert, den Blick auf die Kinder und ihre Gefühle zu lenken.
Ein großartiger, kindgerechter Beitrag zur kindlichen Auseinandersetzung mit der Trennung ihrer Eltern, nicht nur für Trennungsfamilien, sondern ein Bilderbuch, das auch in jedem Kindergarten seinen Platz haben sollte!